KW 33 bis 36 – 820 Sonnenstunden, viel Ernte im August und ein paar Boden-Infos

Der diesjährige Sommer ist der sonnenreichste seit Beginn der Aufzeichnung vor mehr als 70 Jahren. Nach den Messungen des Deutschen Wetterdienstes sind bundesweit rund 820 Sonnenstunden in diesem Sommer zusammengekommen, in NRW waren es 785 Std.. Den bisherigen “Rekord” hielt der Sommer 2003 mit bundesweit 793,3 Stunden.

Das deutlich zu trockene und überdurchschnittlich warme und sonnenscheinreiche Wetter ließ die Böden stark austrocknen, ähnlich wie im Dürrejahr 2018. Von der Trockenheit besonders getroffen waren vor allem die Sommerkulturen wie Kartoffeln, Mais und Zuckerrüben. Auch bei vielen Bäumen und Sträuchern wurde der Trockenstress immer deutlicher sichtbar. Euch ist sicherlich aufgefallen, dass überall die Bäume schon ihre Blätter abwerfen; der Wald neben unserem Acker sieht schon echt herbstlich aus.

Aus einer Pressemitteilung des Dt. Wetterdienstes vom 30. August: “In NRW war der Sommer 19,0 °C (16,3 °C) warm und mit fast 120 l/m² (240 l/m²) erschreckend trocken. Niedrigwasser wurde ein zunehmendes Problem. In der dritten Augustdekade aber folgte dank entfernter Niederschläge in den Alpen am Niederrhein eine leichte Entspannung. 785 Sommersonnenstunden (554 Stunden) gab es seit Messbeginn in diesem Bundesland auch noch nicht.” (Die Zahlen in Klammern sind die Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990)

Eindeutig ein sichtbares Zeichen der Klimakatastrophe: Hitzerekorde im Norden Deutschlands bis an die Küste, historische Trockenheit im Westen, Niedrigwasser und ausgetrocknete Flussläufe, Blaualgenplagen, zahlreiche Rekordwaldbrände, Trinkwassernotstände – und gleichzeitig auch regionale Starkregenfällen und Überflutungen. Ich hoffe jetzt sehr auf einen regnerischen Herbst und Winter, damit sich die Böden und Wasserspeicher wieder etwas auffüllen können.

Die Ernte auf unserem Acker war im August aber jedenfalls ganz hervorragend. Hier eine kleine Gemüse-Übersicht:
Tomaten, Gurken, Auberginen, Paprika, Rote Bete, Kartoffeln, Salat, Zucchini, Pak Choi, Fenchel, Blumenkohl, Weißkohl, Grünkohl, Staudensellerie und Kräuter (Basilikum, Petersilie).

Zu Gurken, Pak Choi und Tomaten gibts inzwischen auch ein paar Gemüseinfos auf unserer Website.

 

Heute will ich euch ein paar Infos zum Boden geben. Wusstet ihr, dass die Erde unter unseren Füßen ein richtiger Tausendsassa ist?!
– Der Humus im Boden liefert die Nährstoffe dafür, dass Pflanzen gedeihen können.
– Boden filtert das Wasser und macht es zu Trinkwasser.
– Boden reinigt die Luft, nimmt Emmissionen auf und das CO².
– Boden kann sich selbst reinigen (Aufnahmekapazität von Stoffen ist leider begrenzt!).
– Boden ist Speicher für Wasser – und kann Hochwasser vermeiden.
– Boden bietet tausenden von Lebewesen Lebensraum.

Ein paar Infos zu diesen Lebewesen und den Nahrungsketten im Boden:  Lebensraum Boden

28. August – hier schreibt der Gärtner noch selbst

Heute mal wieder von Maik persönlich:

Dieses Wochenende (31.08-01.09) wird es Ernte geben! Aber aufgrund der vor einiger Zeit von mir erklärten Probleme mit der Dürre und anderen Dingen ist genau das passiert, was ich befürchtet habe:

  • Mein gesätes Erntegut ist vor 1,5 Monaten oder so bei einem kleinen Regen aufgekeimt und dann verdorrt.
  • Wenn ich letzte/vorletzte Woche noch Jungpflanzen bestellt hätte, wären die in der ersten Septemberwoche geliefert worden und die Zeit reicht nicht mehr für dieses Jahr.
  • Im nächsten Jahr wird voraussichtlich die Pipeline durch den Acker gelegt, in dem das DANN fertig werdende Pflanzgut stehen würde. Ergo wäre das rausgeschmissenes Geld.

Wir haben noch Kürbisse (die ich wahrscheinlich dieses Wochenende ernten und verteilen werde), Karotten, Kartoffeln (der Roder ist im Moment noch nicht verfügbar und die Lagermöglichkeiten noch nicht bereitet), Braunkohl, Kohlrabi (gen Herbst), Brokkoli (gen Herbst), Rotkohl (gen Herbst), Blumenkohl (gen Herbst), Salat, Tomaten, Gurken, Zucchini, Rote Beete, Petersilie, Thymian, Schnittlauch und Fenchel. Das ist nicht viel* und das Gros ist leider verkommen. Daher wird es sporadischer und sporadischer und ich muss zusehen, dass es sich für euch lohnt, vorbei zu kommen. Falls ich das eine Woche nicht mehr hinbekomme, sage ich euch Bescheid – oder dem Vorstand, dass der das tut.

Wir sehen uns

Maik

*das mit dem “nicht viel” ist Originalton Maik, der das als Gärtner und Profi wohl anders sieht als ich. Für mich gab es auch in den letzten Wochen völlig ausreichende Ernte 😉 (Die Admin Regina)

8. August – Solidarische Landwirtschaft und die anhaltende Dürre

Die Medien sind voll mit Berichten über die Dürre, die dringend benötigte finanzielle Hilfe für Bauern und Landwirte, um ihren Betrieb zu erhalten sowie die Diskussion, wer diese Hilfen bezahlen soll: Brüssel oder Berlin?!? Wer sich darum nicht kümmern muss, ist unser Gärtner Maik. Er hat durch die Solawi sein festes Gehalt und weiß, dass er seine Rechnungen zahlen kann.

Das Wetter und die damit verbundenen Ernteausfälle beschäftigen ihn natürlich dennoch. Vorgesehen war ja immerhin, wöchentlich Ernte zu verteilen, und der Sommer ist ja die Haupterntezeit. Trotz täglichen 10-stündigen Bewässerungseinsätzen gehen die Pflanzen reihenweise ein. Für dieses Wochenende ist nichts zum Ernten da; die Woche darauf gibt es aber dann hoffentlich wieder Zwiebeln, Mangold, Bohnen, …. und sicher einen Arbeitseinsatz am Samstag (18.8.): die Kartoffelernte steht an.

Vielen Dank für die zahlreichen Rückmeldungen und aufbauenden Worte zu Maiks Gärtnerbrief, die zeigen, dass so viele Solawistas den Verein nicht als eine Gemüse-Abo-Kiste sehen, sondern wirklich bereit sind, das Risiko (auch das des Ernteausfalls) zu teilen. Das nochmal ausdrücklich geschrieben zu bekommen, beruhigt zum einen Maik, aber natürlich auch den Vereinsvorstand, der ja das Gehalt und alle Rechnungen bezahlt 🙂

Wie das weitere Wirtschaftsjahr verlaufen kann, wird der Wetterwechsel in den nächsten Tagen zeigen. Die große Frage ist, ob der Wechsel anhält und das Setzen von Jungpflanzen für eine Ernte im Herbst ermöglicht oder ob nach ein paar Tagen Verschnaufpause die Hitze zurückkommt und wir das Geld für die Jungpflanzen (immerhin um 500 €) besser nicht investieren sollten, da diese dann auch eingehen würden. Keine leichte Entscheidung für unseren Gärtner, aber er muss sie in den nächsten Tagen treffen und uns über alle Optionen aufklären.

Und dann natürlich noch ein ganz, ganz großes Dankeschön an die HelferInnen, die am vergangenen Freitag im Schweiße ihres Angesichts geerntet haben!

1. Juli – das Wetter … und trotzdem Ernte

Der Niederrhein dörrt aus (Überschrift im Stadt-Panorama, 1. August 2018)
Die Hitze und Trockenheit im Westen halten weiter an. Die Bäume werfen seit Wochen massiv ihre Blätter ab und Wiesen verwandeln sich in braune Steppen, auch die Bäche, Flüsse und Seen trocknen aus. So wurde im Einzugsgebiet der Emscher der trockenste Juli seit Beginn der Wetter-Aufzeichnungen im Jahr 1891 (!) notiert. Die Niederschlagssumme Juli macht z. B. im Kreis Wesel mit 14 Litern pro qm gerade einmal 16,6 % des “normalen” Julis aus. Und in Dinslaken ist von diesen 14 Litern so gut wie gar nichts angekommen. Der Kreis Wesel leidet im gesamten Bundesgebiet mit am meisten. Der für letzten Samstag vorausgesagte Regen fiel fast komplett aus, und die wenigen Tropfen, die fielen, verdampften, bevor sie auf den Boden ankamen.

Voerde-Spellen: Breitengrad 51,6094, Längengrad 6,6142.
Quelle: Helmholtz Zentrum für Umweltforschung (UFZ)

Im Schnitt regnet es im Juli an neun bis zehn Tagen – in diesem Juli fiel aber so gut wie gar kein Niederschlag., den letzen kräftigen Guss gab es (vereinzelt) im Juni. Laut des “Dürremonitors” des Helmholtz-Institut für Umweltforschung herrscht am Niederrhein in weiten Teilen schwere Dürre, im Kreis Wesel sogar an manchen Orten extreme Dürre (das ist die zweithöchste Stufe, danach kommt nur noch “außergewöhnliche” Dürre). Und eine Änderung ist leider nicht in Sicht – hier und dort gibt es heute vielleicht ein paar Regentropfen, aber ab morgen sind schon wieder tagsüber mindestens 30 Grad, viel Sonne und dazu tropische Nächste vorausgesagt.
Unter diesen Umständen grenzt es geradezu an ein Wunder, dass Maik es in den letzten Wochen immer noch geschafft hat, überhaupt etwas auf unserem Acker am Leben zu erhalten!!! Und es auch diese Woche Ernte geben wird – voraussichtlich Zwiebeln, Lauchzwiebeln, Möhrchen, Tomaten, Rote Beete und Mangold.

28. Juli – Hofbrief vom Gärtner

Maik der Gärtner hier. Wie ihr sicherlich aus diversen Berichten  mitgekriegt habt, ist dieses Jahr erneut einiges im Argen. Zunächst fiel der Frühling aus und nun gab es seit ungefähr Ostern recht herbe Wassermangelzustände.

Mit meiner Beregnungsanlage versuche ich seit Wochen der Lage Herr zu werden, doch ab einem bestimmten Punkt hat auch das keinen Sinn mehr. Kulturen wie Pastinaken, Radieschen und nun zu guter Letzt auch noch mein Brokkoli und der Blumenkohl sind diesen Umständen nun zum Opfer gefallen.

Nehmen wir einmal das Beispiel Blumenkohl und Brokkoli:
Gewässert habe ich ihn so weit, dass er erhalten bleibt, doch binnen 1-2 Tagen war die dann zudem verschlemmte Erde – die ich anfänglich mühsam wieder aufgearbeitet hatte – wieder trocken. Die Hitze, der verschlemmte Boden und die damit verbundene schlechte Bodengare, führte zu vermehrtem Erdflohaufkommen, welches ich trotz Gießens, Bearbeitung und sogar Knoblauchsuds nicht Herr werden konnte.
Die Röschen sind hart, trocken, nahezu verholzt, zerfressen von Erdflöhen und neigen außerordentlich schnell zur Notblüte. Auch den Rucola hat es dahingerafft und der neu gepflanzte Kohl leidet ebenso stark.

Bei diesen Temperaturen und Witterungen sind Unkrautaktionen auch unsinnig oder gar kontraproduktiv, da dieses Beikraut wenigstens noch ein wenig Schatten liefert.

Gepaart mit den anderen Schwierigkeiten im übersprungenen Frühling und dem lange Zeit alleine auf dem Acker stehen, stehe ich nun vor einem immer härter werdenden Kampf gegen die Natur. Selbst bei dem kleinen Gartenbereich unserer Nachbarin sind die Karotten in Blüte gegangen und vertrocknet.

Abgesehen davon, dass das Arbeiten bei der Hitze seit einiger Zeit immer anstrengender wird, befürchte ich den Ernstfall für dieses Jahr, denn jene Arbeiten und jene Vegetationsperiode bis spätestens Juni/Juli formen auch die Aussichten auf den Herbst bis in den frühen Winter hinein. Ein guter “Landregen” würde durchaus die noch bestehenden Kulturen aufpäppeln, doch muss ich betonen, dass die Kulturen, die nun verreckt sind, unwiderruflich verloren sind und nicht mehr zu Ernten sind. Auch gesäte Pflanzen liegen nun seit fast 1,5 Monaten im Boden und das Jahr könnte zu kurz für sie geworden sein, um Ertrag zu liefern.

Erklärung auch dazu:
Hätte ich nun die gesäten Streifen gewässert, wären diese aufgekeimt und ich hätte bei diesem Wetter durchgehend die Flächen feucht halten müssen. Gegen Regen kann man nicht an-wässern. Vorhin erwähnte Nachbarin sagte zu diesem Thema: “Ich ernte nun alles noch, was ich noch retten kann und dann war es das wahrscheinlich für dieses Jahr.”
Beim trockensten Jahr in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen ist dies kein Wunder und auch andere Landwirte hadern. Gestern Nacht gab es ein Gewitter mit ganz guter Regenmenge, was Hoffnung schürt, doch möchte ich erneut darauf hinweisen, dass bereits diverse Kulturen hinüber sind und das Saatgut zwar jetzt aufkeimen wird, doch falls die Wettervorhersagen stimmen, dann kommen zwei weitere heiße und trockene Wochen auf uns zu. Das würde auch den Tod der gesäten Kulturen bedeuten.

Ich bin gewillt, weiter diesen Kampf zu kämpfen bis zu dem Punkt an dem ich entscheiden muss, ob es noch sinnvoll ist, doch vor Allem geht es in den nächsten Monaten darum, uns auf ein starkes, gut geplantes Jahr 2019 vorzubereiten:

  • Eine bessere Bewässerung (vielleicht via Tröpfchenbewässerung)
  • Einen Brunnen mit größerer Fördermenge, dass mehr als 2 Sprenger á 500m² gleichzeitig laufen können
  • Versuch und langsamer Aufbau von Permakultur, um besser mit dem Erdfloh klarzukommen
  • Bereits früh im Jahr mit helfenden Händen das Jahr gestalten, da dort der Grundstein für den Rest des Jahres gelegt wird.
  • Emsig arbeiten und fleißig feiern – uns nach getaner Arbeit auch mehr Festivitäten gönnen.

Ich möchte allerdings noch einmal betonen, dass es wunderbar ist, dass innerhalb der letzten 3 Monate die Helferzahlen an Samstagen von circa 4-7 auf geschlagene 10-20 Personen angestiegen ist. Lob an euch, doch gegen Mutter Natur kann der Mensch nicht lange arbeiten, vor allem nicht, wenn es sich um eine neugestartete SoLaWi handelt, die noch keine krisenfesten Routinen vorweisen kann.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/duerre-in-deutschland-die-auswirkungen-der-rekord-trockenheit-a-1219222.html